Römer 3,28

Wenn du geliebt werden willst, so liebe!

dass der Mensch gerecht wird durch den Glauben, unabhängig von den Werken des Gesetzes.

Es wird viel über die Frage geschrieben, ob die berühmte Luther-Frage, die Ausgang für seine Motivation war, sich der reformatorischen Bewegung anzuschließen, heute überhaupt noch eine relevante Frage für uns ist. Ihn bewegte zunächst die ganz persönliche Frage, die er jedoch mit vielen anderen ZeitgenossInnen teilte: Was kann ich tun, damit Gott mich liebt?

Wenn es stimmt, dass diese Frage heute die meisten Menschen kalt lässt, dann aber sicher nicht diese: Was kann und muss ich tun, damit andere (Menschen) mich lieben?

Diese Frage bewegte auch mich, als ich, ca 13, mein Poesiealbum von einer Freundin zurückbekam. Die Seite, auf die sie geschrieben hatte, ist unvergesslich in meinem Gedächtnis erhalten geblieben. Alle anderen sind weg. Da stand: Wenn du geliebt werden willst, so liebe! Chinesisches Sprichwort. Als ich es las, wirkte es wie eine Ohrfeige. Ich dachte: Woher weiß dieser Chinese, was mein geheimster Wunsch ist?! Dann dieser Spott in der Antwort: So liebe! Das war es doch gar nicht, was ich wollte. Ich wollte doch das Gegenteil.

Sicher gibt es in jeder Religion eine ähnliche Antwort auf diese Frage, die auch nicht viel anders ist, als die Frage Luthers nach seinem gnädigen Gott.

Doch die Beschäftigung mit der Antwort, die Luther in der Bibel gefunden hat, brachte mich weiter als die, die in meinem Poesiealbum stand. Denn diese sagt: liebe, dann wirst du auch geliebt werden. Paulus sagt: Die Frage, was du tun musst, um geliebt zu werden brauchst du überhaupt nicht zu stellen, denn es passiert ja längst. Du wirst bereits geliebt. Gott liebt dich. Dass diese Erkenntnis, einmal vollständig akzeptiert, hochgradig Energien freigibt, die bis dahin allein dem Zweck dienten, bewusst oder unbewusst, mich selbst liebenswert zu machen oder darstellen zu wollen, ist ganz klar.

Ob es mir nun besonders wichtig ist, von ganz bestimmten Menschen, von möglichst vielen Menschen, von einem Menschen oder von Gott geliebt zu werden, eines ist sicher: Die Antwort, die Luther in der Bibel gefunden hat, ist immer aktuell und ich denke, dass sie von jeder und jedem von uns in jeder Zeit neu entdeckt und mit dem eigenen Leben verwoben werden muss. es gibt wohl kein wirkliches Erwachsenwerden, ohne diese reformatorische Erkenntnis, die in sich eine große schöpferische Kraft birgt: Gott liebt mich. Ich vertraue darauf und, dass aus dieser Erkenntnis, Kern unseres Glaubens, Evangelium, die nötigen Veränderungen hin zu einer Zukunft Gottes mitten unter uns entstehen mögen.

Karin Rosenbaum, Nordwohlde

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