Matthäus 7,14

Krise als Chance

Die vier Evangelien erzählen das Leben Jesu. Doch schaut man genau hin, merkt man, dass sie alle, jedes auf seine Art, in dem Kreuzesgeschehen gipfeln. Die vier Berichte sind vom Kreuz her, sozusagen rückwirkend, geschrieben. Die Worte über die letzten Dinge bekommen dadurch ihre Schärfe und ihre besondere Bedeutung und Tiefe.

Ostern scheint dabei immer etwas kurz zu kommen. Obwohl auch das Osterlicht schon durch die Ritzen der schwarzen und schweren Worte durchblitzt und diese erträglich macht.

Mit Ostern im Hintergrund ist es möglich, von einem scheiternden Messias zu erzählen. Von einem leidenden Heiland, von einem mitleidenden Gott, der geschehen lässt.

Die ganze Bibel ist ein einziger Krisenbericht, sagte vor Kurzem eine Frau zu mir. Alles scheint würdig zu sein, weitergegeben zu werden. Keine noch so klägliche Erfahrung, keine noch so jämmerliche Darstellung menschlichen Miteinanders. Nur die aufgepeppten Erfolgsgeschichten, wie sie uns täglich in der Zeitung und in der Politik aufgetischt werden, die werden wir vergeblich suchen. Die Potemkinschen Dörfer mit den schönen Fassaden, hinter denen sich leere Räume und faulende, modernde Reste einer  ehemaligen  Behausung verstecken, die gibt es nicht. Das hat auch seinen Grund.

Es ist besser, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, Schwächen und Verletzungen offen zuzugeben, Trauer und Traurigkeiten zu durchstehen, Lebenslügen zu zerschlagen, den Krisen im Leben nicht aus dem Weg zu gehen. Denn nur so können wir heilen und geheilt werden. Nur so können wir das Osterlicht durch die Ritzen blitzen sehen. Nur so können wir Gott spüren und hören.

Jugendliche sind heute besonders gefährdet, sich durch verlockende Computerspiele in eine virtuelle Welt ziehen zu lassen, wo sie nie scheitern können.

Krisen zu bewältigen und in ihnen das Osterlicht aufblitzen zu sehen, dazu will die Bibel uns ermutigen. Die Menschen, die uns in der Bibel begegnen, sind voller Fehler und Unzulänglichkeiten. Sie haben keine Karriere gemacht und keine Erfolge aufzuweisen. Auch Jesus nicht. 

Machtlos, erfolglos und arm war er und sagte: Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden. (Mt 7, 14)

Damit gibt er uns ein anderes Ziel: Das Leben! Das finden wir nicht in einer künstlichen, virtuellen Welt, auch nicht in einer aus Lebenslügen aufgebauten Fassadenwelt. Wir finden es, indem wir dieser Welt die Stirn bieten und Gott an unserer Seite wissen.

Karin Rosenbaum, Nordwohlde

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